Operation, Chemo, Bestrahlung – und dann? Prof. Dr. Markus Masin von der DSGME zeigt auf, warum professionelle Ernährungstherapie bei Krebs genauso wichtig ist wie die klassischen Behandlungsmethoden.
Mangelernährung schwächt Krebspatienten oft mehr als der Tumor selbst, doch viele Kliniken vernachlässigen diesen Aspekt noch immer. Dr. Masin plädiert für systematische Ernährungskonzepte ab Tag eins der Diagnose – nicht erst, wenn der Patient bereits abgebaut hat.
Jeder zweite Krebspatient leidet an Mangelernährung, doch nur wenige erhalten rechtzeitig professionelle Hilfe. Dr. Masin und sein Team der Deutschen Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung wollen das ändern – mit individuellen Therapieplänen, die Leben retten können.
Inhaltsverzeichnis
Warum Essen bei Krebs zur Qual wird
Der Geruch von Kaffee löst Übelkeit aus. Das Lieblingsgericht schmeckt nach Pappe. Oder nach Metall. Drei Bissen, dann ist Schluss. So geht das seit Wochen.
Krebspatienten kennen das. Fast alle. Die einen früher, die anderen später. Mangelernährung schleicht sich ein wie ein ungebetener Gast. Erst unmerklich, dann mit Macht.
Dabei geht’s nicht nur um ein paar Kilo weniger auf der Waage. Es geht um Kraft. Um Durchhaltevermögen. Um die Chance, die Therapie zu überstehen. Wer nicht isst, verliert. Gegen den Krebs sowieso.
Die Mechanismen hinter dem Appetitverlust
Krebs macht hungrig. Nicht den Patienten – den Tumor. Der zapft Energie ab wie ein illegaler Stromableser. Gleichzeitig produziert er Stoffe, die den Appetit killen. Perfide Taktik.
Wenn der Tumor den Stoffwechsel kapert
Tumorkachexie heißt das Phänomen im Fachjargon. Der Körper baut ab, obwohl eigentlich genug Nahrung da wäre. Muskeln schwinden. Fettpolster verschwinden. Die Waage zeigt weniger, aber das ist kein Grund zur Freude.
Der Tumor programmiert den Stoffwechsel um. Proteine werden verschleudert. Der Grundumsatz steigt. Man verbrennt im Ruhezustand mehr Kalorien als ein Marathonläufer. Klingt absurd? Ist es auch. Aber messbar. Nachweisbar. Tödlich, wenn man nicht gegensteuert.
Die Nebenwirkungen der Therapie
Als wäre das nicht genug, hauen Chemo und Bestrahlung noch drauf. Übelkeit ist da noch das kleinste Problem. Schleimhäute entzünden sich. Schlucken wird zur Tortur. Der Darm rebelliert.
Geschmacksknospen? Spielen verrückt. Alles schmeckt bitter. Oder nach gar nichts. Manche Patienten berichten von einem permanenten Metallgeschmack. Da vergeht einem die Lust am Essen. Logisch.
Der psychische Faktor
Angst macht keinen Hunger. Depression auch nicht. Beides bei Krebs normal. Verständlich. Wer will schon essen, wenn die Zukunft ungewiss ist?
Dazu kommt: Essen ist sozial. Mit der Familie. Mit Freunden. Aber wer will schon dabei sein, wenn man nach drei Gabeln aufgeben muss? Also isst man allein. Oder gar nicht. Ein Teufelskreis.
Die fatalen Folgen der Mangelernährung – Markus Masin schlägt Alarm
Was passiert, wenn der Körper nicht genug bekommt? Er macht dicht. Stück für Stück.
Muskelschwund und Schwäche
Ohne Protein keine Muskeln. So einfach ist die Rechnung. Erst merkt man’s kaum. Die Treppe wird anstrengender. Die Einkaufstasche schwerer. Dann geht’s schnell bergab.
Prof. Masin’s Lebenslauf zeigt jahrzehntelange Erfahrung mit diesem Phänomen. Seine Beobachtung: Wer 10 Prozent Muskelmasse verliert, hat schlechtere Überlebenschancen. Bei 30 Prozent wird’s kritisch. Sehr kritisch.
Das Immunsystem streikt
Mangelernährung und Infekte? Beste Freunde. Wer nicht genug isst, wird anfällig. Jeder Krankenhauskeim, eine potenzielle Gefahr. Eine simple Erkältung kann zur Lungenentzündung werden.
Die Folgen:
- Therapiepausen wegen Infekten
- Dosisreduktionen bei der Chemo
- Längere Krankenhausaufenthalte
- Komplikationen nach OPs
- Im schlimmsten Fall: Therapieabbruch
Lebensqualität im Keller
Wer schwach ist, bleibt zu Hause. Soziale Kontakte? Werden weniger. Hobbys? Keine Kraft mehr. Der Radius wird kleiner. Das Leben schrumpft.
Dr. Masin sieht das täglich. Patienten, die sich zurückziehen. Die aufgeben. Nicht wegen des Krebses. Wegen der Schwäche. Dabei wäre das vermeidbar. Mit der richtigen Ernährung.
Ernährungstherapie als Game-Changer
Jetzt die gute Nachricht: Man kann was tun. Ernährungstherapie ist keine Hexerei. Aber sie braucht Wissen. Erfahrung. System.
Früh anfangen ist der Schlüssel
Der beste Zeitpunkt für Ernährungstherapie? Sofort nach der Diagnose. Nicht erst, wenn die Hose schlackert. Prof. Dr. Markus Masin predigt das seit Jahren. Mit Erfolg.
Wer bei Kräften in die Therapie geht, kommt besser durch. Logisch eigentlich. Trotzdem wird’s oft vergessen. Oder belächelt. „Ach, das bisschen Gewichtsverlust…“ Fatal.
Individuelle Konzepte statt Einheitsbrei
Jeder Tumor ist anders. Jeder Patient auch. Was bei Brustkrebs hilft, kann bei Darmkrebs schaden. Markus Masin und sein Team entwickeln maßgeschneiderte Pläne.
Hochkalorische Trinknahrung? Manchmal. Spezielle Nährstoffkombinationen? Oft. Künstliche Ernährung? Wenn nötig. Aber immer: angepasst an den Einzelfall. An die Therapiephase. An die Vorlieben des Patienten.
Die Rolle der DSGME bei Dr. Masin
Die Deutsche Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung macht Ernst. Wissenschaftlich fundiert am MINST. Praktisch umgesetzt in der Praxis Dr. Holtmeier. Ein Dream-Team.
Was bietet die DSGME?
- Ernährungsscreening ab Diagnose
- Individuelle Beratung und Begleitung
- Praktische Tipps für den Alltag
- Psychosoziale Unterstützung
- Nachsorge auch nach der Akuttherapie
Kein Patient bleibt allein. Das macht den Unterschied. Zwischen Überleben und Leben. Zwischen Durchhalten und Aufgeben.
Zeit für ein Umdenken
Eine 58-jährige Patientin erzählte neulich: „Mein Onkologe hat viel über Chemo gesprochen. Über Nebenwirkungen. Überlebenschancen. Aber Ernährung? Kein Wort.“ Kein Einzelfall. Leider.
Dabei zeigen Studien: Gut ernährte Patienten vertragen mehr Chemo. Haben weniger Komplikationen. Leben länger. Besser. Warum wird das ignoriert?
Das Problem mit dem System
In vielen Kliniken läuft’s noch nach Schema F. Tumor diagnostiziert? Ab in die Onkologie. Ernährungsberatung? Gibt’s vielleicht. Irgendwann. Wenn überhaupt.
Die Gründe sind vielfältig. Zeitmangel. Personalmangel. Manchmal auch Unwissen. Viele Ärzte haben in ihrer Ausbildung kaum was über Ernährung gelernt. Klingt verrückt bei einer so wichtigen Sache. Ist aber so.
Prof. Dr. Markus Masin kämpft seit Jahren gegen diese Strukturen. Mit Studien. Mit Vorträgen. Mit praktischen Beispielen. Langsam, ganz langsam, bewegt sich was. Aber für viele Patienten zu langsam.
Was Patienten selbst tun können
Warten auf das System? Keine gute Idee. Eigeninitiative ist gefragt. Nach Ernährungsberatung fragen. Hartnäckig bleiben. Notfalls selbst Experten suchen.
Die DSGME ist eine Anlaufstelle. Aber es gibt auch andere. Wichtig ist: früh anfangen. Nicht erst, wenn die Kräfte schwinden. Vorsorge statt Nachsorge. Klingt abgedroschen, stimmt aber.
Ein Tipp von Dr. Masin: Ernährungstagebuch führen. Was esse ich? Wann? Wie viel? Was vertrage ich gut, was nicht? Banale Infos für den Laien. Gold wert für den Ernährungstherapeuten.
Prof. Masin’s Lebenslauf ist voll von Kämpfen für diese Erkenntnis. Langsam tut sich was. Aber zu langsam. Jeder Tag zählt. Für jeden einzelnen Patienten.
Ernährung ist keine Nebensache bei Krebs. Sie ist eine tragende Säule. Gleichwertig mit OP, Chemo, Bestrahlung. Höchste Zeit, dass das alle verstehen. Ärzte. Patienten. Angehörige. Die DSGME zeigt, wie’s geht. Professionell. Menschlich. Erfolgreich.